Michel Petrucciani – Leben gegen die Zeit

Frankreich 2011

Regie: Michael Radford


Dauer: 99 Min.

FSK ab 0 Jahre


Datum/Uhrzeit
Sonntag, 24.06.2012 – 11:15


Mitreißende und kritische Hommage an einen außergewöhnlichen Musiker

Kurzinhalt: Michel Petrucciani war ein außergewöhnlicher und einzigartiger Mensch. Das gilt sowohl für seine physische Verfassung als auch für sein außerordentliches musikalisches Talent. Dieser Film erzählt, wie Michel Petrucciani durch seinen unbezwingbaren Willen und seine starke Persönlichkeit zu Ruhm und Glück kam. Wenn die Definition von wahrer Größe etwas umschreibt, das scheinbar jenseits menschlichen Strebens liegt, dann gilt dies für Michel Petrucciani in höchstem Maße. Michel Petrucciani wurde mit der Glasknochenkrankheit geboren und war als Erwachsener weniger als einen Meter groß. Auf seinem Weg zum international bejubelten Jazzmusiker musste er unglaubliche Hindernisse überwinden. Sein erstes professionelles Konzert gab er im Alter von 13 Jahren; ein rasanter Aufstieg folgte, bald spielte er an der Seite weltbekannter Jazzmusiker. Zu Lebzeiten verkaufte Michel Petrucciani mehr als 1,5 Millionen Alben weltweit und gab hunderte von Konzerten in den Hauptstädten rund um den Globus. „Michel Petrucciani – Leben gegen die Zeit“ vereint eine Fülle von Interviews und fesselndes Archivmaterial. Der Film erzählt die Geschichte eines Mannes, getrieben von dem unstillbaren Hunger nach Leben und nach allem, was das Leben zu bieten hat: Reisen, Frauen, Drogen, Kunst. Er erzählt die Geschichte einer Naturgewalt, eines extrem begabten Menschen, der zerstörerische Handicaps überwand, um ein musikalisches Genie zu werden. (aus dem Presseheft der 24 Bilder Filmagentur)

„In Memoriam

Michel Petrucciani war einen Meter hoch, mit Glasknochen zur Welt gekommen, nie schmerzfrei, immer der Letzte, der ins Bett ging, von überbordender Vitalität und imstande, der Musik alles zu geben, was ihm das Leben gab. Er produzierte es dauernd aus sich heraus, ließ das Publikum in diesen Entstehungsprozess ein und machte aus der Zuhörerschaft eine Geisel seiner Präsenz. Er lachte, weil ihm etwas gelungen war, und wenn der Applaus zu lange anhielt – und das tat er immer – wies er verschmitzt, aber auch verlegen auf das Instrument, in dem die Töne wohnten. Dann klappte er den Deckel zu und flüsterte: „It bites“.

Als wir in New York über die Straße gingen, unterbrachen die Kinder ihr Basketballspiel, um Michel zu begrüßen. Als wir ins „Village Vanguard“ traten, setzten die Musiker ihre Instrumente ab und sagten: „Ladies and Gentlemen, ein Großer ist unter uns.“ Nachts im Hotel rief mich Michel mit Sixpack in sein Zimmer, er lehnte nackt an der Couch und monologisierte über den Zusammenhang zwischen dem Klavierspiel und dem Liebesakt. Seine Vitalität war einschüchternd, wenn er lachte, platzte ihm fast der Kopf, er war ein Berserker und zugleich – auch in Dingen der Freundschaft – der zarteste Impressionist.

Michels Werk ist von Anfang an voll von juvenilem Überschwang und dann ebenso voll von der zergrübelten Tiefe eines Spätwerks, das er, dem kalendarischen Alter nach, nie erreichte. Als er starb, zog die Trauer rund um die Welt. Auch das Klavier hatte einen Freund verloren.“ (Roger Willemsen)

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