Bewegende und gelegentlich auch bedrückende Einblicke in die Alltagsgeschichte der NS-Zeit in Westfalen-Lippe eröffnet diese Filmdokumentation, die das LWL-Medienzentrum für Westfalen 2024 produziert hat. Die Dokumentation beleuchtet die Zeit des Nationalsozialismus in Westfalen-Lippe – vom privaten Glück der ersten Jahre bis zum „Krieg an der Heimatfront“. Ihre Grundlage bilden Amateurfilme, die im Filmarchiv des LWL-Medienzentrums archiviert werden. Viele von ihnen sind dem LWL-Medienzentrum von Heimatvereinen und Kommunalarchiven anvertraut worden. Insgesamt wurden für das Projekt über 200 Filme gesichtet, rund 60 Filme aus allen Teilen Westfalen-Lippes sind in die 70-minütige Filmdokumentation eingeflossen.

Amateurfilme sind eine bislang wenig beachtete Quelle zur regionalen Geschichte des „Dritten Reiches“. Sie zeigen nicht nur, wie das öffentliche Geschehen im Sinne der NS-Ideologie umgestaltet wurde, sondern auch, wie sich der Nationalsozialismus seinen Weg bis in die privaten Räume der Familie bahnte. Zwar liefern auch Amateurfilme oft genug einen inszenierten Einblick in das Alltagsleben der Menschen. Trotzdem eröffnen sie neue Perspektiven auf bekannte Fragestellungen und zeigen zum Beispiel, wie scheinbar normal das Leben im „Dritten Reich“ weiterging.

In zehn thematischen Kapiteln zeigt die Filmdokumentation, wie die die NS-Diktatur buchstäblich bis ins letzte westfälische Dorf vordrang und wie sich der Alltag in der westfälischen Provinz vor und im Zweiten Weltkrieg veränderte. Am Anfang steht das „private Glück“, welches sich in Familien-, Freizeit- und Urlaubs-Aufnahmen präsentiert. Auch in solchen, oft fast intimen Bildern zeigt sich der schleichende Einbruch des Nationalsozialismus in den Alltag der Menschen. Weitere Filmkapitel widmen sich öffentlichen Festen und Feiern. Anschaulich wird deutlich, wie die Nationalsozialisten traditionelle Schützenfeste und Ehrentage für sich vereinnahmten und neue Jubelfeste etablierten. Auch die Selbstinszenierungen der Partei und ihrer Untergliederungen, wie Hitlerjugend und Reichsarbeitsdienst, sowie Aufmärsche des militarisierten Staates wurden von Filmamateuren in den Fokus genommen. Den bedrückenden Abschluss der Filmdokumentation bilden Aufnahmen vom Krieg im besetzten Europa und in der kriegszerstörten Heimat. Alle Szenen wurden vom LWL-Medienzentrum sorgfältig mit einem Off-Kommentar unterlegt und zurückhaltend musikalisch vertont.

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Vorstellung im Onikon:

Freitag, den 09.05.2025 um 18:00 Uhr

 

 

 

Fotos: © LWL-Medienzentrum für Westfalen